1 Bildüberschrift: Tibetische Gebetsfahnen
2 Tenzin murmelte ein Dankgebet, als er die bunten Gebetsfahnen im eisigen Wind flattern sah. Er hatte fünf Stunden damit zugebracht durch einen zerklüfteten Bergpass namens Nangpa La Pass zu klettern. Seine Stiefel hatten Löcher. Schnee knirschte zwischen seinen nackten Zehen. Seine Augen waren vom Wind geschwollen. Trotz seiner Beschwerden, fühlte sich Tenzin so glücklich, dass er endlich Nepal erreicht hatte.
3 Tenzin und 15 weitere tibetische Mönche hatten eine 650 Kilometer lange, strapaziöse Reise durch die zerklüfteten Berge des Himalajas unternommen. Sie reisten mit ihrem bezahlten Führer Dorje. Es war die einzige Möglichkeit, wie sie sicher von Tibet nach Nepal reisen konnten. Ihr Ziel war es, religiöse Freiheit haben zu können. Letztendlich wollten sie nach Indien gehen. Ihr politischer und geistiger Führer, der Dalai Lama, lebte dort, seit die chinesischen Kommunisten Tibet eingenommen hatten.
4 Tenzins Reise hatte begonnen, als er in Lhasa, der Hauptstadt Tibets, seinen Rucksack auf die Ladefläche eines Lastwagens geworfen hatte. Er verabschiedete sich von seinem Kloster. Er verabschiedete sich von seiner Lieblingsbuddhastatue. Er sprang mit seinen Mönchsbrüdern auf die Ladefläche des Lastwagens. Sie ertrugen eine holprige Fahrt, als der Lastwagen eine kurvige, unbefestigte Straße entlang fuhr. Sie sahen, wie die roten chinesischen Fahnen und die verfallenen Klöster Lhasas in der Ferne verschwanden.
5 Der beängstigendste Teil der Reise war, wenn sie die chinesischen Kontrollpunkte an der Straße passierten. Vor jedem Kontrollpunkt mussten sie vom Lastwagen springen. Sie krochen durch einen Straßengraben, während der Lastwagen die Straße entlang fuhr. Dann sprangen sie wieder auf den Lastwagen, nachdem er den Kontrollpunkt passiert hatte. Es war eine nervenaufreibende Art zu reisen. Tenzin vertraute darauf, dass er dieses Mal sicher aus Tibet heraus kommen würde. Tenzin hatte vor sechs Jahren, als er 22 war, versucht zu fliehen. Er musste umkehren, weil einer seiner Kameraden krank wurde. Dieses Mal wollte er nicht umkehren. Er erklärte seinem Führer: „Ich würde eher sterben, als nach Lhasa zurückzukehren."
Paragraphs 6 to 11:
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